Die Geschichte der Papierfabrik Dachau

Vom Industriestandort zum urbanen Quartier


Mehr als 140 Jahre lang prägte das Fabrikgelände der MD Papierfabrik die Stadt Dachau und das Umland. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch die Geschichte – und in die Zukunft dieses historischen Orts.

1862:
Am 29. September 1862 wird die München-Dachauer-Aktiengesellschaft für Maschinen-Papierfabrikation nach erhaltener Betriebserlaubnis von König Maximilian II. gegründet. Gustav Medicus wird der erste Vorstand der Aktiengesellschaft.

1864:
Der 25-jährige Louis Weinmann tritt als 1. Vorstand in das Unternehmen ein und saniert die angeschlagene Gesellschaft. Aufgrund seines sozialen Engagements wird er auch „Vater der Arbeiter“ genannt.

1871:
Kauf der Steinmühle Dachau. Nach Abbruch der Mühleneinrichtung wird die neue Papierfabrik Steinmühle errichtet. Dort wird im darauffolgenden Jahr die PM I aufgestellt.

1884:
Bau des Dampfmaschinenhauses, das im Jahr 1987 zum MD Firmenmuseum wurde. Dieser historische Teil wird auch in das neu geplante Museum integriert.

1885:
Baubeginn des bis heute erhaltenen Papier- und Kalandersaales mit dem Uhrenturm an der heutigen Ludwig-Thoma-Straße. Darüber hinaus erhält die Papierfabrik im selben Jahr den ersten Telefonanschluss in Dachau.

1914:
In der Zeit des Ersten Weltkriegs erhalten die hinterbliebenen Familien der eingezogenen Männer einen monatlichen Unterhaltszuschuss der MD-AG.
10 Mark wird an jede Frau ausgezahlt und zusätzlich 6 Mark für jedes Kind unter 14 Jahren.

1936:
Übernahme des angeschlagenen Unternehmens durch den Papierfabrikanten Heinrich Nicolaus. Auch er zeichnet sich durch hohes soziales Engagement aus und gilt bis heute als eine der markantesten Persönlichkeiten der Dachauer Industriegeschichte.

1945:
Das Dachauer Werk beginnt nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Produktion von einfachem Durchschlags- und Dünndruckpapier. Nur fünf Jahre später erreicht das Unternehmen wieder das Produktionsvolumen der Vorkriegszeit.

1951:
Erstmals laufen täglich 100 Tonnen Papier vom Band. Im selben Jahr wird außerdem der Wasserturm gebaut.

1953:
Inbetriebnahme des PM VII, der ersten „großen“ Papiermaschine in Dachau. Diese kostet mit allen zusätzlichen Einrichtungen rund 15 Millionen DM.

1954:
Bau des firmeneigenen Kraftwerks. Seine drei Schornsteine gehören jahrzehntelang zur Silhouette der Stadt Dachau.

1966:
Die MD Unternehmensgruppe beschäftigt rund 2.700 Menschen und generiert einen Umsatz von mehr als 200 Millionen DM.

1967:
Die erste Papierstreichmaschine sorgt für eine veredelte Papieroberfläche, was zu einer besseren Bedruckbarkeit führt.

1986:
Der Standort wird internationaler: Der US-amerikanische Playboy wird auf MD-Papier gedruckt.

1988:
Die MD Papierfabriken werden an die Burda-Erben Frieder und Franz Burda verkauft.

1993:
Der Standort erreicht den Höhepunkt der Papierproduktion mit rund 220.000 Tonnen pro Jahr.

1996:
Nachdem die Burda-Brüder keinen Gewinn erwirtschaften, werden die MD Papierfabriken an zwei finnische Konzerne verkauft.

2007:
Rund zehn Jahre nach dem Verkauf wird die MD Papierfabrik in Dachau endgültig stillgelegt.

2017:
Die QUARTERBACK München (vormals Isaria) erwirbt das Gelände und entwickelt auf dem Areal ein urbanes Stadtquartier.